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4 – Umstieg eröffnet städtebauliche Chance

Die „Neue Prag“ – Zukunft schon morgen

Sobald an den Bahntunneln für S21 nicht mehr weiter gebaut wird, kann die von der Bahn im sogenannten C-Areal, zwischen Pragfriedhof und Nordbahnhof, für den Abtransport des Abraums eingerichtete Bau-Logistik kurzfristig demontiert werden, weil sie nicht mehr benötigt würde.

Das dann frei geräumte über zwölfeinhalb Hektar große Gelände liegt wie eine versteckte, noch unerforschte Insel zwischen dem Nordbahnhofs-Quartier und den Gleisanlagen. In Stuttgart ist das Gebiet fast unbekannt, weil es früher als Güterbahnhof und später als großer Schrottplatz genutzt war. Das C-Areal harrt seiner Entdeckung und Aufwertung. Das Quartier in dem hier vorgestellten Konzept soll den Namen „Die Neue Prag“ tragen.

Etwa mittig durchquert die eiserne historische Fachwerkträger-Brücke der Gäubahn-Panoramastrecke das Gelände. Wie die hier für dieses Quartier präsentierte städtebauliche Studie zeigt, kann eine zentrale Anliegerstraße unter dieser Brücke hindurch gefädelt werden, im Süden und im Norden angeschlossen an das Straßennetz.

Zu beiden Seiten dieser Straße sind Geschosswohnungsbauten möglich, entlang der Ostseite um weite, ruhige Innenhöfe gruppierte Wohnblöcke; entlang der Westseite wären zwei lang gestreckte und auf gekurvten Grundlinien angeordnete Baukörper denkbar, die dem Gebiet eine unverwechselbare Charakteristik verleihen würden. Je nach der noch festzulegenden Stockwerkzahl der Gebäude wird das Gelände mehr oder weniger verdichtet werden können. Ein erstes Massenmodell zeigt, dass hier ein stark durchgrüntes Quartier mit ca. 1000 Wohneinheiten entstehen kann.

C-Gelände
© Klaus Gebhard
12 Hektar beste Wohnentwicklungsfläche wird durch die angebliche „Jahrhundert-Städtebauchance Stuttgart 21“ für die nächsten 10+X Jahre blockiert.

Reserveflächen für Wagenhallen

Um künftigen Erweiterungsbedarf bei den angrenzenden Wagenhallen abzudecken, sind hier Reserveflächen für Materiallagerung oder Werkstätten eingeplant. Da das Gebiet ringsherum sowohl an das S-Bahn-Netz (Nordbahnhof) als auch mit mehreren Haltestellen an zwei Strecken des Stuttgarter S-Bahn-Netzes angebunden ist, werden viele Bewohner nicht auf private Autos angewiesen sein. Die noch notwendigen Parkierungsflächen und ein Carsharing-Platz sollen flächensparend an zentraler Stelle untergebracht werden. Die Neue Prag ist auch als autofreies Stadtviertel vorstellbar. Es versteht sich von selbst, dass Flächen zur Kinderbetreuung und Freiräume für Jugendliche zur Verfügung stehen müssen.

Prager Frühling

© Ulf Weber, Klaus Gebhard
Schon bei moderater Geschossezahl sind auf diesem Areal rund 1000 Wohneinheiten samt durchgrünten Innenhöfen unterzubringen

B-Areal: Wünsch-Dir-was in ungewissem Rosenstein-Quartier?

Die Neue Prag hätte einen riesigen Vorteil für die Stuttgarter Stadtentwicklung: Der neue Stadtteil wäre um viele Jahre früher bebaubar als das in dem von Seiten der Stadt geplanten Wohnviertel im sogenannten Rosenstein-Quartier, B-Areal genannt. Neben dem Zeitmanko gibt es beim B-Areal weitere Minuspunkte: es liegt dem wichtigen abendlichen Frischluftstrom im Wege. Dies belegt der städtische Klima-Atlas 1. Daher sollte dieses Gebiet aus stadtklimatischen Gründen von einer Bebauung ganz frei gehalten werden.

B- und C-Fläche

© Manfred Grohe, Klaus Gebhard
Lage der beiden potentiellen „Rosenstein“-Stadtentwicklungsflächen: Rot = der heutige Bahn-Abstellbahnhof („B-Gelände“), und Hellgrau = das „C-Gelände“, bestehend aus den beiden Teilflächen C1 und C2.

Bürgerbeteiligungsaktionismus verfehlt

Das verträgt sich nur schlecht mit der von Seiten der Stadt groß angelegten Bürgerbeteiligungsaktion (Informelle Beteiligung Rosenstein), bei der Ideen entwickelt werden sollen, wie das in diesem problematischen Gebiet vorgesehene künftige Rosensteinquartier aussehen soll, welches jedoch frühestens ab 2025 zur Disposition stehen dürfte. Hinzu kommt: Es ist mehr als fraglich, ob die in dem Bürgerbeteiligungsprozess verhandelten Flächen überhaupt je frei werden. Ein Zusammenschluss privater Schienenverkehrsunternehmen, die Stuttgarter Netz AG 2, will den bestehenden Kopfbahnhof samt Gleisvorfeld weiterbetreiben und hat gute Chancen, dies juristisch durchzusetzen. Allein wenn man den heutigen, günstig nah am Hauptbahnhof gelegenen Abstellbahnhof wenigstens zur Hälfte weiter betreibt, wäre die bebaubare Fläche im Rosensteinquartier kaum größer als die Fläche der Neuen Prag.

Aus all diesen Gründen geht das Umstiegskonzept davon aus:

Parkerweiterung
© Wilhelm Kunz, Klaus Gebhard
Sinnvolle und stadtklimatisch unbedenkliche Nutzung des „B-Areals“: auf die halbe Fläche reduzierter Abstellbahnhof und schnell realisierbare Rosenstein-Parkerweiterung


1 https://www.stadtklima-stuttgart.de/index.php?klima_s21_grundlagen_kap4.1
2 http://www.stuttgarter-netz.de/