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5.4 - Die Gäubahn wird zur Stuttgarter Panoramabahn

Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke

Panoramabahn
© Klaus Gebhard

Die S-Bahn-Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße stößt schon heute mit kurzmöglichster Zugfolge in den Spitzenzeiten und teilweiser Überlastung der Bahnsteige an ihre Leistungsfähigkeitsgrenze. Seit Beginn des Baus von Stuttgart 21 häufen sich die Verspätungen und Zugausfälle dramatisch. Eine Kapazitätsausweitung, um motorisierten Individualverkehr auf den ÖPNV zu verlagern, kann hier nur noch bedingt erreicht werden: mit längeren Zügen (Langzügen), besserer Signaltechnik und schnellerem Fahrgastwechsel – alles Optionen mit nur noch wenig Potential.

Dagegen wird mit dem Bau von Stuttgart 21 der Flaschenhals der Stammstrecke um eine weitere Haltestelle (Mittnachtstraße) verlängert, was die Gefahr von noch größeren Behinderungen und Verspätungen erhöhen würde.

Der VCD Kreisverband Stuttgart hat sich schon vor über 10 Jahren Gedanken dazu gemacht, das derzeitige S-Bahn-Netz zu erweitern und zu verbessern. Kurzfristig und ohne Trassenneubau soll die Gäubahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Stuttgart-Vaihingen für den Schienennahverkehr nutzbar gemacht werden. Eine Arbeitsgruppe des VCD hat dazu das Konzept der Panoramabahn 1 entwickelt, das sich in die hier entwickelten Vorstellungen hervorragend einfügt.

© Klaus Gebhard
Der dicht besiedelte Stuttgarter Westen mit seiner aussichtenreichen Panoramabahn, die mit 9 neuen Haltestellen 32.000 Einwohner im 500m-Radius an die Schiene anbinden könnte.

Die Panoramabahn soll eine Bahn innerhalb von Stuttgart werden mit stadtbahnähnlichen Fahrzeugen oder mit Zweisystem-Fahrzeugen nach Karlsruher Vorbild, die sowohl im normalen Schienennetz als auch im Stuttgarter Stadtbahnnetz fahren können. Vorgeschlagen werden auf der bestehenden Gäubahntrasse zwischen Stuttgart-Hauptbahnhof und Stuttgart-Vaihingen neun neue Haltestellen, welche in einem Radius von 500 m über 32.000 Einwohner im Stuttgarter Norden, Westen, im Dachswald und in Vaihingen erschließen.

Weiteres Fahrgastpotential sind Berufspendler. So wird das Gewerbegebiet Vaihingen durch Betriebsverlagerungen weiter an Bedeutung gewinnen. Hinzu kommen Umsteiger von der S-Bahn, der Stadtbahn oder dem Bus.

Auf der Strecke der Panoramabahn werden vier Stadtbahnlinien und acht Buslinien gekreuzt, zusätzlich bestehen noch viele Verknüpfungen am Hauptbahnhof und in Vaihingen mit Bussen, Stadtbahnen und den S-Bahnen.

Große Darstellung

© VCD Stuttgart
Panoramabahn

Der Ausbau der Haltestellen kann stufenweise erfolgen. In einem ersten Schritt sollten mindestens die Haltestellen Lenzhalde, Herderplatz, Wildpark und Dachswald realisiert werden.

Bedarfshalt Wildpark© Klaus Gebhard
Vom noch existierenden ehemaligen Halt „Wildpark“ sind es Luftlinie nur 950 nahezu ebenerdige Meter bis zu den beliebten Bärenseen. Mit der Reaktivierung dieses (Bedarfs-)Halts ließe sich der große Freizeit-PKW-Ansturm an Wochenenden rings um die Bärenseen spürbar reduzieren – zumal in den Panoramabahn-Zügen Fahrräder mitgenommen werden dürfen.

Am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen ist der Bau eines zusätzlichen Bahnsteigs zugesagt. Die Panoramabahn kann zwischen den Zügen des bestehenden Gäubahnverkehrs im 30- oder 20-Minuten-Takt fahren und benötigt für die Strecke Hauptbahnhof – Vaihingen 22 Minuten.

Eine grobe Abschätzung der Kosten zeigt, dass man mit nur ca. 15 Mio. € in die erste Stufe mit den genannten vier Haltestellen einsteigen kann. Die Investitionen für den Gesamtausbau und für 3 Fahrzeuge liegen in der Größenordnung von 50 Mio. €. Die Betriebskosten im Endausbau bei angenommenem 20-Stunden-Betrieb im 20-Minuten- Takt wurden vom VCD mit ca. 8 Mio. € pro Jahr berechnet.

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Fahrplan: Harald Beck / VCD

Da eine bestehende Infrastruktur genutzt wird, steht den vergleichsweise geringen Investitionskosten ein hoher Nutzen für den Stuttgarter Nahverkehr gegenüber.

Anfangsinvestition Stufe B
© VCD

Mit der Stuttgarter Panoramabahn bietet sich eine realistische und finanzierbare Möglichkeit, die Stammstrecke zu entlasten, das Angebot im Schienenpersonennahverkehr auszuweiten und somit die Voraussetzung zu schaffen, um Kfz-Verkehr in Stuttgart auf die Schiene zu verlagern. Längerfristig kann die Panoramabahn mit wenigen Ergänzungen auf das Konzept tangenS 2 ausgeweitet werden. Dann sind weitere Bahnlinien zwischen Vaihingen und Ludwigsburg, Waiblingen und Esslingen möglich.


1 http://www.panoramabahn-stuttgart.de
2 S-Bahn-Konzept des VCD für die Region Stuttgart, PDF-Faltblatt: http://kurzlink.de/tangens_VCD